Das erste Wochenende in der Reha (21.-23.10.2017)

Dieser Samstag ist ein familiär bedeutender Tag, denn: Yvonne hat Geburtstag! Da gibt es – wohl wie in jeder Familie – Rituale… bei uns sind das z.B. ein Geburtstagskuchen („Mäuseködelkuchen“), ein Geburtstagstisch mit Geschenken, Kuchen, Kerzen. Gemeinsames Singen von „Du bist Du“ beim Reinkommen. Ein opulentes Frühstück… und irgendwann dann auch Besuch von Freunden, Familie…
Dieses Mal war das alles irgendwie anders… Okay, Samuel hatte schon im Sommer dafür gesorgt, dass ich meinen Geburtstag in einem Kinderkrankenhaus verbringen durfte… Die Wespengift-Allergie hatte ihn Anfang August in den „Genuss“ eines Klinikaufenthalts gebracht – und so sind wir mit Geburtstagskuchen und meinen Geschenken in die Klinik gefahren.
Dieser 21.10. war also auch kein „normaler Geburtstag“. Klar, Samuel hat gefehlt, als wir morgens gesungen haben und es gab von ihm auch kein selbstgemaltes Bild für Mama (wie sonst eigentlich immer) und und und… es war uns schon auch wehmütig zumute. Aber uns war eigentlich schon vor dem Tag klar, dass es trotzdem kein trauriger Geburtstag werden würde – denn: unser Sohn stand vor einigen Wochen noch auf der Kante zwischen Leben und Tod – und wenn er gestorben wäre… gar nicht auszudenken, wie wir unter den Umständen dann überhaupt hätten eine fröhliche Minute an diesem Tag hätten haben können/ haben wollen…
So aber war uns klar – bei aller Unsicherheit, die es nach wie vor gab, dass der Geburtstag zwar „getrübt“ wäre, aber ja doch dieses Fernbleiben von Samuel höchstwahrscheinlich nächstes Jahr nicht mehr so sein würde… und so war es dann auch möglich, diesen Tag zumindest ein bisschen zu feiern!
Das sah so aus, dass wir morgens nach einer Geburtstagsrunde mit Geschenken und Kuchen nur ein „schnelles Toast“ gefrühstückt hatten, um dann mit Katharina zusammen zu Samuel zu fahren (Charlotte blieb derweil in Winsen).
Für Katharina war es gut, diese Begegnung zu haben, eine Woche nach der letzten, wo es Samuel zwar auch schon besser ging, aber diesmal gab es ja doch auch schon noch mehr erkennbare Fortschritte, auch für sie. Sicherlich… in den ersten Tagen nach dem Unfall hatte sie noch überlegt, ob er wohl direkt nach den Ferien schon wieder Freunde würde empfangen können… mittlerweile hat sie gemerkt, dass es bis dahin noch lange würde dauern können. Aber auch für sie waren die kleinen erkennbaren Fortschritte Grund zu großer Freude!
Das schönste Erlebnis an diesem Vormittag war ein „Familienlachen“ an seinem Bett. An den genauen Grund erinnere ich mich gar nicht mehr, aber plötzlich haben Yvonne,  Katharina und ich laut los gelacht – und Samuel hat „lautlos“ gelacht – aber eben auch breit und fröhlich und „gar nicht enden wollend“. Das war ein wunderschöner Moment. Eine Oase zwischen vielen „dürren Momenten“ der scheinbar apathischen Abwesenheit. Etwas, womit wir noch sehr zu kämpfen haben in dieser Zeit auf dieser Station.
Nach einem Vormittag dort (ich hatte die Zeit auch genutzt, um Katharina das gesamte Gelände bzw. die Klinik zu zeigen… die meiste Zeit hatte Yvonne mit Samuel an diesem Morgen) fuhren wir zurück nach Hause. Am Nachmittag übernahm Yvonnes ältere Schwester die „Bett-Präsenz“, so dass wir zu Hause unser „opulentes Frühstück“ (Dank an Rika und Anke an dieser Stelle) mittags um 14h nachholen konnten und dann direkt auch noch Besuch bekamen, so dass der Tag wirklich schön wurde.
Am späten Nachmittag bin ich dann noch zu Samuel gefahren – ich hatte Sehnsucht und irgendwie war es dann für mich irgendwann auch gut mit der Gesellschaft vieler Leute… Wenn mich viele Gedanken und Sorgen umtreiben, sich viele Gespräche auch um Samuels Zustand ranken, dann merke ich immer wieder, wie mich die Nähe zu Samuel beruhigt – ihn beruhigt meine Nähe auch und so ist es eine „Win-win-Situation“ 🙂
Als ich dann kurz nach 20h wieder zu Hause ankam, war die Geburtstagsgesellschaft auch schon aufgelöst und der Tag konnte in Ruhe ausklingen.
Am Sonntag war für mich wieder Gottesdienst dran, während Yvonne mit Elisabeth in Geethacht weilte und ich den Nachmittag bei ihm verbringen konnte. Solche Tage sind natürlich gut für Samuel, aber ein gemeinsames Familienleben, wo wir alle gemeinsam (bis auf ihn zur Zeit…) etwas unternehmen oder uns haben, findet allerhöchstens zum Frühstück statt.
Aber da müssen wir durch…
Durch die ersten Ess-und-Schluck-Erfahrungen (Nutella auf der Lippe, ein paaar Löffel Babykost: Apfelmus) haben wir Samuel in Aussicht gestellt, dass er am nächsten Tag auch „Monte“ Schokopudding bekommt, wenn er „brav die Magensonde drin lässt“. Mit jemandem, der nicht ganz bei sich ist, Verabredungen zu treffen, ist nicht sehr erfolgversprechend, aber wir dachten, wir lassen es mal auf den Versuch ankommen…
Immerhin gibt es ein deutliches Nicken auf die Frage, ob er das verstanden hat! Mittlerweile ist Samuel doch auch schon ein ganzes Stück wacher – und seine kuschelige Ader kommt wieder durch. Er legt den Arm um mich, drückt mich an sich, streichelt oder krault mich… das sind schon wirkliche Wonnemomente!
Am Montag war dann Schokopudding-time, Kuschelzeit und ein wenig Pedi- und Maniküre dran. Muss ja auch mal sein. Seine Schutzhose (…) findet Samuel zusehends doof, die Magensonde hat wieder nur ein paar Stunden gehalten – aber sonst war es ein erfolgreicher Tag – ohne „Meilensteine“, aber mit einer weiterhin guten Entwicklung, so dass Ärzte und Pfleger weiter staunen über das, was Samuel schon alles „zeigt“ und macht.

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