der erste „erlaubte Zuhause-Tag“ rückt näher (23.-25.11.2017)

Dieser Blog ist ein bis eineinhalb Tage später da, als ich mir das eigentlich vorgenommen hatte… was schlicht und einfach daran liegt, dass das Wochenende mega-voll war, da „unser Sammy“ endlich mal wieder zu Hause sein durfte. Da es auch sonst einige Unwägbarkeiten gab, die die volle Aufmerksamkeit erforderten, blieb keine Zeit für Blog-Schreiben (noch nicht mal für das aufmerksame Mitverfolgen eines erfreulichen 3:0 Heimsiegs meines HSV, und das will schon was heißen…).
Aber wie immer: alles der Reihe nach:

Donnerstag und Freitag waren noch relativ normale Tage auf der neuen Station. Über den Donnerstag weiß ich gar nicht so viel Außergewöhnliches zu berichten. Wie schon an anderer Stelle geschrieben: die Tage gleichen sich ja irgendwann doch ziemlich… vormittags Therapien, nachmittags freie Zeit für Besuche o.ä. Am Donnerstag sind wir nachmittags gemeinsam einkaufen gewesen! Yvonne wollte aus Geesthacht zurück nach Hause und eh noch einkaufen – und ich hatte mit Samuel nichts besonderes vor, also sind wir kurzerhand alle gemeinsam zum Supermarkt gedüst. Samuel fuhr mit seinem Rolli durch die Gänge und konnte sich diverse Köstlichkeiten aussuchen, das war eine sichtliche Freude für ihn!
Ansonsten gibt es von diesem Donnerstag eigentlich nur noch zu berichten, dass Samuel mich mit der Aussage überrascht hat: „Ich habe drei Wochen geschlafen, weil ich einen Unfall hatte, nicht wahr, Papa?!?“… – whow, mein Sohn, denke ich: die Gedächtnisleistung scheint spürbar zuzunehmen. Es gibt auch immer noch und anhaltend „Gegenbeispiele“ dafür, also vieles, was nach kurzer Zeit doch noch weg ist oder erst nach intensivem Nachdenken wieder abrufbar, aber es sind erkennbar Schritte in die richtige Richtung!

Am Freitag vormittag hatten wir zunächst ein „theologisches Gespräch“ per Whatsapp. Yvonne hatte Samuel die Geschichte vorgelesen, wo ein Blinder von Jesus dadurch geheilt wurde, dass er ihm einen Brei aus Spucke und Sand auf die Augen strich – und  bei Samuel kam die Frage auf, wie das denn sein kann, dass man durch so etwas ekliges (…) gesund werden kann bzw. wie Jesus überhaupt in der Lage ist, (so) zu heilen – und ob es der Brei war, der gesund gemacht hat oder der Glaube des Blinden. Diese Frage gab’s per Sprachnachricht (von Yvonne formuliert, aber nun denn). Daraufhin versuchte ich Samuel zu erklären, dass Gott bis heute viele Möglichkeiten hat, zu helfen und zu heilen – und dass der Glaube der Menschen immer auch eine große Rolle spielt. Mal ist es der eigene Glaube und mal ist es der „stellvertretende Glaube“ anderer… So hab ich ihm gesagt, dass in der Zeit, als er so krank war, auch viele Menschen für ihn gebetet haben und FÜR SAMUEL GEGLAUBT haben, dass Gott hilft. Und Gott half und heilte und tut es immer noch! Ich weiß nicht, ob das alles bei ihm so ankam, was ich versucht hatte, zu erklären – aber ein bisschen wohl schon. Ich freue mich so, dass solche (und auch ganz andere) Gespräche wieder möglich sind. Vor ein paar Wochen hätte ich nicht geglaubt, dass das jetzt alles schon wieder so geht!
Stichwort Kurzzeitgedächtnis: als ich mittags zu ihm komme, sagt er: „Ich habe Hunger! Ich hatte nur Frühstück“ Auf mein erstauntes Nachfragen, ob es kein Mittagessen gab, sagte er: „Nein, ganz bestimmt nicht“. Später erfuhr ich dann aus verschiedenen Quellen, dass es sehr wohl  Mittagessen gab. Das sind die Momente, in denen deutlich wird, dass er eben noch nicht wieder der Alte ist und dass es noch ein gutes Stückchen braucht, um wieder „alltagstauglich“ zu sein…
Nichtsdestotrotz stellen Yvonne und ich uns an diesem Tag zum ersten Mal die Frage, warum unser Sohn eigentlich noch dauerhaft dort in Geesthacht sein muss… bei insgesamt nur 2h Therapie täglich von Mo.-Fr. dort den ganzen Tag sein zu müssen und auch jede Nacht… Ich frag mich dann schon, ob so was nicht auch demnächst (…) ambulant geht bzw. was eigentlich dagegen spräche, ihn morgens hinzubringen, wenn die Therapien beginnen und ihn am frühen Nachmittag wieder abzuholen, wenn eh nix mehr läuft… Die „Forderung“ und „Förderung“, die er durch den Alltag mit seinen Geschwistern zu Hause hätte, wäre sicherlich in der restlichen Zeit höher. Er geht mittlerweile eigenständig zur Toilette, isst selbstständig, kann sich verständigen… Da ist es schon hart, ihn abends immer zurück zu lassen bzw. sich „irgendwas einfallen zu lassen“, damit der Nachmittag für ihn irgendwie nicht langweilig wird… Naja, am kommenden Dienstag ist eine große Visite mit vielen Ärzten und Therapeuten, da werden wir diese Frage bestimmt mal so oder ähnlich stellen… (und wieder: dass wir überhaupt an diesem Punkt sind – und JETZT schon an diesem Punkt sind – macht uns dankbar und froh!)
An diesem Nachmittag bekommt Samuel noch Besuch von einem Freund aus Winsen. Bonuspunkt an diesem Besuch ist, dass ihm von der großen Schwester seines Freundes ein selbstgemachter Adventskalender überreicht wird – wir sind sehr froh über so viel „liebevolle Zuwendung“.
Nach diesem Besuch sage ich ihm gute Nacht und „Du musst jetzt schnell einschlafen, denn morgen früh komme ich und hole dich ganz früh schon hier ab“… Ab jetzt darf Samuel auf jeden Fall am Wochenende tagsüber bei uns sein – und demnächst auch über Nacht von Sa./So. – und einmal im Monat für ein langes Wochenende. Aber für dieses Mal erstmal tagsüber – und darauf freuen wir uns alle schon riesig.
Am Samstag stehe ich gegen 20vor6 auf und bin um ca. 20nach6 an seinem Bett in Geesthacht. Er ist schon wach und kann es kaum erwarten. Ich habe mir zuhause einfach eine Hose über den Schlafanzug gestreift und eine Jacke drüber gezogen – und er macht es nun ganz genau so. Auf dem Weg fischen wir noch Brötchen vom Bäcker ab und schleichen uns dann kurz vor 7h ganz leise hoch, wo alle „Heinselmädchen“ noch schlafen. Also krabbeln wir in unseren Schlafanzügen wieder ins Bett. Samuel geht kurz in unser Bett und als dann Katharina mitbekommt, dass er da ist, verziehen sich beide in ihr Zimmer und schnattern und lachen und gackern wie in besten Zeiten! Uns geht das Herz auf!
Wobei… Yvonne muss sich am Freitag irgendwas eingefangen haben und kommt an diesem Tag nicht richtig auf die Beine. Wenn, dann nur, um den Weg zum Bad anzutreten (alle weiteren Infos entfallen an dieser Stelle). Das heißt: den ersten Zuhause-Tag unseres Sohnes bekommt sie leider nicht wirklich mit. Schade, aber so ist es nun mal…
Dann wird irgendwann gemeinsam gefrühstückt. Ja, ohne Mama 🙁 Aber alle Kinder und Papa knuspern und krümeln, was das Zeug hält. Ein Nutella-beschmiertes Frühstücksbrettchen unseres Sohnes… es gibt keinen schöneren Blickfang, der aufnimmt, wie glückselig Alltagsmomente sein können!!!
Nach dem Frühstück plätschert die Zeit so dahin… es wird ein bisschen KiKa geguckt, ein bisschen gespielt (mal mit Charlotte, mal mit Katharina) – und irgendwann gibt es zum ersten Mal seit langem wieder Papas heißgeliebte Pfannkuchen. Auch wieder mit Nutella. Etwas viel Nutella an diesem Tag für meinen Geschmack – und unter alltagstauglichen Erzieheraspekten wäre das so auch nicht drin gewesen. Aber heute… „GESCHENKT!“
Danach kommen Oma und Opa vorbei. Eine Nachbarin schaut zwischendurch kurz rein, sieht Samuel und hat sofort Tränen der Freude in den Augen. Am späten Nachmittag kommt noch ein Freund von Samuel vorbei und überreicht ihm einen Brief (selbst erdacht und der Mama diktiert, damit sie es in leserliche Form bringen kann).
„Alle schönen Dinge müssen enden“, singt der von uns hochgeschätzte Reinhard Mey in seinem Lied „So viele Sommer“… ja, das ist wehmütig. Und so wehmütig ist uns auch am Ende dieses Tages. Kurz überlege ich, unseren Sohnemann einfach zu Hause zu lassen… Aber nein, wir sind ja pflichtbewusst – und wir wissen eben auch, dass der nächste Morgen naht. Ich werde wieder um 6.15h an seinem Bett stehen und ihn „entführen“. Ich bin kein Morgenmensch, absolut nicht. Aber dafür stehe ich unheimlich gerne schon vor 6h auf! Gute Nacht, mein Sohn – bis morgen! Es war wundervoll, dich wieder „mittenmang“ dabei gehabt zu haben – und so, wie die Dinge laufen, bin ich zuversichtlich, dass es auch BALD (…) wieder so sein wird, dass er bei uns schlafen kann. Erst eine Nacht, dann zwei  Nächte und dann… BALD wieder ganz.
🙂

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